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Fein gemacht

Der frisch renovierte Vito zeigt neue Talente.


Mercedes-Benz Vito im Test

Nebenan strahlt die veredelte V-Klasse in vollem Ornat, Typ Vorstand mit Maßanzug und edler Uhr am Handgelenk. Und der Vito? Der Transporter zählt zwar zur Arbeiterklasse, spielt aber nicht mehr Aschenputtel. Könnte jetzt durch die neuen markentypischen Nüstern schnauben, wären sie denn echt. Trägt einen schneidigen Bugspoiler, gern auch in Wagenfarbe. Dazu einen Grill mit dreimal Doppelripp und einem selbstbewussten Stern. Hinten leuchtet der Vito wie seine feinen Geschwister mit Lampen in Streifenoptik. Mercedes spricht vom „neuen“ Vito, das kommt häufiger vor. In seinen Grundfesten ist der Transporter indes mittlerweile 20 Jahre alt, zu erkennen an seiner Grundform, der Fallung der Seitenwände, an wesentlichen Abmessungen wie Radstand, Laderaum und den drei Längen. Macht nichts, zwar gibt’s bei Transportern dank zügigerer Belieferung keinen Fachkräftemangel mehr, aber Senioren sollen auch hier länger arbeiten. Der Vito hat es nicht verlernt, unterstützt von Straffungen hier und Aufspritzungen dort sowie immer wiederkehrenden Organspenden.


Die aktuelle Transplantation betrifft eine neue Elektrik- und Elektronikstruktur, Voraussetzung für aktuelle Assistenzsysteme, wohl auch für MBUX, die Mercedes-Benz User Experience. Eigner eines jungen Sprinter wissen es, das Infotainmentsystem gehorcht aufs Wort: „Hey Mercedes“. An Bord fährt jetzt selbst beim schlichtesten Kastenwagen über das bisherige Personal hinaus serienmäßig ein ganzer Trupp von Assistenten mit: Notbrems- und Totwinkel-Assistent, aktiver Spur-Assistent und ein Geschwindigkeits-Assistent mit Warnfunktion beim Überschreiten von Tempolimits. Dann wären da noch eine Rückfahrkamera, der erneuerte elektronische Fahrzeugschlüssel und je nach Ausstattungslinie eine elektrisch betätigte Parkbremse. Mit diesen Helferlein erreicht der Vito Pkw-Niveau. Für weitere Unterstützer sind lediglich Kreuzchen auf dem Bestellblock und ein gut gefüllter Geldbeutel nötig. Sie halten Abstand und Geschwindigkeit ein, bewegen den Transporter in der Mitte der Fahrspur, parken ein und unterstützen beim Ausparken sowie dem Rangieren mit Anhänger. Sage also niemand, ältere Herrschaften hätten Scheu vor moderner Technik, der Vito kennt keine Lernschwäche. Schließlich soll er bis zum Ruhestand noch einige Jahre anpacken, bis die neue Elektro-Plattform Van.EA Schritt für Schritt das Regiment übernimmt.


Transporter mit Stern tragen nun das Etikett Premium, ein Mercedes will was Besseres sein. Deshalb haben Designer und Entwickler auch das Innere aufgefrischt und sich dabei beim geschätzten großen Bruder bedient. Ob die gut ablesbaren analogen Instrumente oder das farbige Display der Größe 5,5" mittendrin – Sprinter. Neu ist das Lenkrad, geprägt von Touchfeldern anstelle der bisherigen Tasten, anders auch als die Wisch-, Scroll- und Klick-Landschaft des Sprinter. Aus dessen Komponentenregal stammt der mittig montierte berührungsempfindliche Bildschirm im Format 10,25". Somit ist’s nun auch vorbei mit der bisher erdrückend klobigen Vito-Mittelkonsole. Links und rechts des Monitors sind die Luftdüsen nun ebenfalls rund im Stil eines Jet-Triebwerks geformt; außen nehmen neue offene Ablagen Kleinkram auf. Unten in der Mittelkonsole findet sich auf Wunsch eine offene Ablage für induktives Laden. Mercedes, um große Wort nie verlegen, fasst alles unter dem Begriff „Industrial Design“ zusammen.


Die E-Modelle kommunizieren nun direkt mit vielen Ladesäulen, eine manuelle Anmeldung per Karte entfällt. Obendrein führt eine intelligente Navigationsführung einschließlich wohlkalkulierter Ladepausen auf schnellstem Weg ans Ziel. Handfest ist ein neuer Service mit realen Assistenten: Wenn’s was zu reparieren gibt, kommen die Mechaniker auf Wunsch in den Betrieb, das reduziert Ausfallzeiten und vermeidet Wege. Indes bleibt Uptime, die vorausschauende Überwachung aller wesentlichen Komponenten in Echtzeit, dem Sprinter vorbehalten. Doch wer weiß, vielleicht beherrscht bei Fortsetzung der langen Karriere der nächste neue Vito auch dieses Kunststück.




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