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Runderneuerung

Facelift für Citroën, Fiat, Opel und Peugeot.


Citroën Fiat Opel und Peugeot elektro Autos

Van-Chef Jean-Philippe Imparato von Stellantis wirkt leutselig und umgänglich. Doch wer eine mehr als 30-jährige Karriere im PSA- und heutigen Stellantis-Konzern hinter sich hat, wer nebenher als Rennfahrer 24-Stunden-Rennen am Nürburgring absolviert hat, bei dem darf man hinter dem Lächeln Zielstrebigkeit und einen harten Hund vermuten. Seine Ansage jedenfalls ist klar: „Wer Nummer eins sein will, muss Ford schlagen“, formuliert der Franzose unmissverständlich. Und lässt die Marken Citroën, Fiat, Opel und Peugeot von der Leine, ergänzt von Vauxhall in Großbritannien und RAM in Nordamerika. Und wenn Ford für seine Transporter den Begriff „Pro“ kreiert, dann setzt man eben mit Stellantis „Pro One“ einfach noch eins drauf. Damit fährt Imparato vor allem im Konzern die Ellenbogen aus, Transporter erzielen immerhin rund ein Drittel von dessen Umsatz.


Zu welcher Schlagkraft die Stellantis-Gruppe imstande ist, das zeigt der aktuelle Kraftakt. Gewiss, die meisten Antriebe und auch Karosserien sind unverändert. Doch ein Facelift für alle zwölf Baureihen der vier hiesigen Marken, dazu neue Instrumente und viel Digitales und Elektronisches, zahlreiche Detailänderungen wie weitere Assistenzsysteme und Updates Over The Air (OTA), schließlich als Sahnehäubchen ein komplett neuer Elektroantrieb für die 3,5-Tonner, das ist in dieser Bündelung einzigartig.


Der E-Antrieb für die großen Jungs verdient besondere Aufmerksamkeit. Bisher gab es, historisch gewachsen und gewuchert, zwei technisch unterschiedliche E-Zweige: hier der Fiat Ducato mit einem werkseigenen Umbau in Turin, dort Citroën Jumper, Opel Movano und Peugeot Boxer in Zusammenarbeit mit einem Partner in der Türkei.


Der neue E-Antrieb ist einheitlich, fein säuberlich integriert und wird in den Produktionswerken installiert. Er setzt sich aus einem bärenstarken Motor mit 200 kW Leistung und 410 Nm Drehmoment sowie einer Batterie mit 110 kWh Kapazität zusammen. Geladen wird an der Wallbox oder an der Schnellladestation mit bis zu 150 kW. Fahrer können zwischen drei Fahrmodi sowie vier Rekuperationsmodi wählen. Das Maximaltempo beläuft sich auf 130 Sachen. Eine serienmäßige Wärmepumpe für die Klimatisierung senkt den Verbrauch. Transporter-Produktchef Luca Marengo bestätigt es: Mildere Varianten wird es nicht geben. Sofern sehr hohe Nutzlast gefragt ist, soll es die Variante mit 4,25 t zulässiger Gesamtmasse richten. Marengo fügt an, dass Stellantis den vier E-Transportern bis zu 2,4 t Anhängelast zubilligt. Trotz des Technik-Feuerwerks kündigt er attraktive Preise an: „Lassen Sie sich überraschen“, lächelt er. Es bleibt beim Vorderradantrieb, doch transportergerecht gezügelt. Ein weiteres Plus: Die gewichtige Batterie im Keller der Vans sollte den Transportern die bisher typische Härte nehmen.


elektrischer Fiat eDucato

Die gut abgestimmte elektrische Lenkung mit variabler Unterstützung kennen Fahrer des Ducato bereits seit zwei Jahren, so die Marke überhaupt lieferfähig war. Von ihr profitieren nun auch die drei Geschwister, ebenso von einer Vielzahl Assistenzsysteme, einer elektrischen Parkbremse, dem schlüssellosen Zugang und Start sowie neuen Multifunktionslenkrädern mit handfesten Tasten. Alle erhalten nun digitale Instrumente, unterlegt mit markentypischen Farben, auf den ersten Blick sehr übersichtlich. Dazu gibt’s einen Monitor im Format 10" in der Mitte. Die Bedienung der Klimatisierung ist dankenswerterweise separat angeordnet.


Im Alltag fallen auch andere Dinge ins Gewicht. Aufbauer registrieren sowohl bei den großen als auch den kompakten E-Transportern einen neuen elektrischen Nebenabtrieb von der Traktionsbatterie mit 5 kW Leistung – allemal genug für den Antrieb von Werkzeugen und Gerät, sogar von elektrischen Kühlaggregaten. Das spart einen Zusatzantrieb und weitere Batterien an Bord.


Elektroantrieb funktioniert aber auch anders. Als einer der wenigen Hersteller – doch was heißt das schon angesichts des Markenbündels – setzt Stellantis parallel auf die Brennstoffzelle. „Wir haben Antworten auf alle Fragen“, kündigt Transporter-Vize Xavier Peugeot an. Auf die kompakten Transporter mit Brennstoffzellenantrieb folgen nun die großen Baureihen. Die bekannte Brennstoffzelle mit 45 kW Leistung kombiniert Stellantis mit einem E-Motor von 110 kW/400 Nm und einer Pufferbatterie mit nominell 11,3 kWh Kapazität. Im Untergrund sind 7 kg Wasserstoff mit 700 bar Druck gebunkert. Noch aber fehlt die notwendige Infrastruktur: In Österreich gibt es zurzeit lediglich vier Wasserstoff-Tankstellen, in Deutschland immerhin rund 100, europaweit etwa 250. Vor lauter E geht es fast unter: Auch der Diesel ist in den großen Transportern beileibe noch nicht am Ende. Jetzt sickert der 2,2 l-Selbstzünder des Ducato bei seinen Kollegen Boxer, Jumper und Movano ein. Die Top-Variante mit 135 kW (180 PS) soll nun länger leben und leiser arbeiten. Ein neues Achtgang-Automatikgetriebe steigert laut Stellantis die Schaltqualität und Fahrbarkeit. Angekündigt ist eine Verbrauchssenkung um beachtliche 9 %. Und wer jetzt noch Diesel fährt, profitiert künftig womöglich von einer noch nicht näher spezifizierten Nachrüstlösung auf E-Antrieb.


Zum niedrigeren Verbrauch trägt eine verbesserte Aerodynamik bei. Designer Nico Schminke ist für die Gestaltung der Transporter von Fiat und Opel zuständig, sein Kollege Andrew Cowell für die französischen Fabrikate. Innerhalb von rund drei Jahren haben sie mit ihren Teams sämtlichen Transportern ein neues Gesicht verpasst, unter Berücksichtigung der jeweiligen Markenidentität, von Baubarkeit und Kosten. Deshalb sind je nach Baureihe hier die Scheinwerfer und dort Elemente von Stoßfängern identisch. Und alles soll ja nicht nur optisch überzeugen, sondern in Zeiten teurer Kraftstoffe und begrenzter E-Reichweiten auch zur Senkung des Verbrauchs und damit zur Erhöhung der Reichweite beitragen.


Schminke erklärt die Kniffe anhand eines Fiat Ducato. Neue geriffelte Gehäuse der Außenspiegel leiten den Fahrtwind besser um die Karosserie. Der Stoßfänger führt die Luft geschmeidiger um die Vorderräder. Er ist gleichzeitig nach unten eingezogen, damit der Transporter nicht eingefallen wirkt wie ein Gesicht ohne Gebiss. Die Tritte zum Scheibenputzen sind nun geschlossen. „Das waren“, so Schminke, „echte Luftfänger.“ Der Grill ist so angelegt, dass sich dahinter Luftklappen zur besseren Luftführung schließen können. Das alles bringt den E-Modellen zusammen mit LED-Scheinwerfern wertvolle Zusatzkilometer und trifft neben dem Ducato ebenso auf Boxer, Jumper und Movano zu, auch wenn sie ein anderes Antlitz tragen – und auf den nordamerikanischen RAM sowie auf den künftigen großen Toyota-Transporter, doch der ist heute kein Thema. Hinzu kommen Kennzeichen wie neue individuellen Markensignets oder zarte verborgene Andeutungen wie die kleinen vier Fiat-Streifen oberhalb des Grills, eine liebenswürdige Verbeugung, sichtbar auf den zweiten, dritten Blick. Auch die anderen Mitglieder des Quartetts tragen solche Merkmale. Nicht zuletzt haben alle vier Großtransporter in identischen Scheinwerfergehäusen eine eigene Lichtsignatur erhalten. Das Publikum soll auf Anhieb wissen, wer da kommt. Hauptsache kein Ford, denn ihn gilt es zu schlagen. Mit Lächeln im Gesicht und unerbittlicher Härte.


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