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Komplettfahrzeug

  • Autorenbild: Blickpunkt TRANSPORTER
    Blickpunkt TRANSPORTER
  • 9. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

MAN liefert Auf- und Ausbauten aus einer Hand.


Grauer MAN-LKW steht auf grüner Wiese vor einem Backsteingebäude mit Graffiti. Rotes Schindeldach, sonniger Tag, kein sichtbarer Text.

Lücken sind dazu da, um gefüllt zu werden. Wenn die Kollegen von VW mit ihrem Crafter zwar gut in Kastenwagen sind, aber in Sachen Veredelung durch Auf- und Ausbauer eher unflexibel reagieren, springt MAN mit dem baugleichen TGE nur zu gern in die Bresche. Das hat zuletzt Jahr für Jahr zu Auflagenrekorden geführt. Damit dies weitergeht, baut MAN sein Angebot an Komplettfahrzeugen aus einer Hand mit einer Rechnung weiter aus. Auch mit Varianten, die man dort nicht unbedingt erwartet und sogar mit einer eigenen Leistungssteigerung.


MAN und der Bau, das passt bei den Großen seit Jahren und Jahrzehnten. Nur logisch also, wenn MAN hier ebenfalls einen Schwerpunkt für den TGE sieht. Also gibt es inzwischen Kipper mit Aufbauten von drei Marken, unterschiedlich ausgeprägt in Leistungsvermögen, Ausführung und nicht zuletzt Preis. Was darf’s denn sein, Scattolini, Schoon oder – neu – ein MEILLER direkt vom MAN-Partner? Ein echtes Kipper-Ballett, das kaum Wünsche offenlässt.


Ein Mann steht neben einem dunklen Lieferwagen mit offenen Hecktüren. Eine Laderampe ist ausgefahren. Er lächelt, eine Messeumgebung.

Diese Wünsche erfüllt im Zweifelsfall MAN Individual. Angesiedelt rund eine Autostunde entfernt vom Werk der normalen TGE und Crafter in Polen, toupiert die Abteilung selbst die Frisur dieser handfesten Arbeiter nach Maß. Bis zum Edel-Kipper für den Chef: rundum Metallic-Lackierung, vorne Chromschmuck, seitlich Kappen der Außenspiegel in Karbondesign, unten schwarze Leichtmetallräder und 235/60er-Bereifung, drinnen fein abgesteppte Sitze. Schließlich unter der Haube eine besondere Maschine: Sie bekommt für rund 4.500 Euro ein Steuergerät von Autoveredler Abt und leistet dann 149 kW (202 PS), abgeschmeckt mit einem Automatikgetriebe. Ein Spielzeug? Vom wegen, das Fahrgestell trägt eine kräftige MEILLER-Kippbrücke mit den Maßen 3.400 × 2.100 mm. Hier stemmt der Edelmann als 3,5-Tonner 880 kg. Die Kombination fährt sich prima: handlich mit präziser Lenkung, drehfreudiger Maschine, leer überraschend komfortabel, dazu die flauschige Achtgang-Automatik.


MEILLER gilt, so ein MAN-Produktmanager, als Porsche unter den Kippern. Das ist ein Kompliment für die Leistungsfähigkeit, aber auch ein zarter Hinweis auf den Preis. Alternative für Kostenbewusste könnte ein Hinterkipper von Scattolini sein. 3.600 mm lang und ebenfalls 2.100 mm breit. Dank Alu-Bordwänden einen Hauch leichter. Oder wie wär’s für den Transport von Mannschaft und Material eine Doppelkabine mit Vollaluminium-Aufbau von Schoon mit einer Dreivierteltonne Nutzlast. Genügt nicht? Dann her mit dem TGE als 5,5-Tonner und MEILLER-Kipper. Der schultert fast die Hälfte seiner zulässigen Gesamtmasse und reicht mit 2,6 t Nutzlast auf dem Buckel an klassische 7,5-Tonner heran.


Das Kipper-Quartett ist einschließlich der heißen Motorisierung ein Beispiel für den offenen und selbstverständlichen Umgang von MAN mit dem Thema Aufbau und Individualisierung mit schmückender Schleife einer Werksgarantie für das Komplettfahrzeug. Andere haben Bedenken, MAN macht einfach.


Das gilt ebenso für die schon eher gängige enge Zusammenarbeit mit den Einrichtern Bott und Sortimo für rollende Werkstätten. Oder für Koffer von Junge sowie Spier. Und für einen Frischdienst-Ausbau von Kerstner für Caterer, Metzger und andere, die mit verderblichen Lebensmitteln zu tun haben. Der Kühl-Kasten mit Hochdach ist 6 m lang und trägt ein Aufdach-Kühlaggregat unter einer schnittigen, 250 mm hohen Abdeckung. Damit die Kälte drinnen bleibt, verwendet Kerstner Polyurethan-Formteile für den Isolier-Ausbau und doppelte Dichtungen der Türen. Der Boden besteht hier aus einem Aluminium-Alu-Riffelblech. Zu den Extras zählt eine Standkühlung, nützlich vor allem bei Sommerhitze. Der Laderaum fasst beim MAN TGE mit Vorderradantrieb 9,0 m³ und trägt 800 kg, beim Hinterradantrieb wegen des höheren Bodens 8,5 m³ und ein paar Kilo weniger. Eine ganze Nummer größer ist der aufgebaute Kühlkoffer der Kerstner-Mutterfirma Lamberet mit 12,2 m³ Volumen. Eine Dreivierteltonne Nutzlast klingt indes nicht üppig, 3,5-Tonner haben ihre Grenzen, und der TGE ist als Basis kein Bruder Leichtfuß.


Manche Ideen klingen ganz einfach, man muss aber draufkommen. Etwa auf den TGE als Kastenwagen mit geteiltem Ladebordwand und stattlicher Tragkraft von 500 kg aus dem Hause Bär. Ein Fall zB für den Transport von Rollbehältern von B wie Bäckerei bis W wie Wäscherei. Zusammengeklappt lässt der Lift auf der Bordsteinseite die Heckflügeltür als Zugang frei. Zur Be- und Entladung von Transportbehältern wird die Ladebordwand heruntergefahren, dann per Hand auf volle Breite entfaltet. Hochgefahren überbrücken zwei kompakte Klapprampen die Lücke zum Laderaum. Trotz Ladebordwand trägt der Kastenwagen als 3,5-Tonner knapp 900 kg.


Weniger in Kilos als in Sitzplätzen rechnet MAN bei der Verfeinerung von Kastenwagen zu Kombis für den gemischten Einsatz. Als stämmige 3,5-Tonner sind diese Modelle inzwischen rar, nicht so als TGE. Auch sie zählen zum Leistungsumfang von MAN Individual.


Ganz anders angesiedelt ist ein Riesen-TGE, auch er aus einer Hand von MAN lieferbar. Der Lange mit Chassis von BE-Combi und Aufbau von Junge erreicht 7 t zulässige Gesamtmasse, fasst beachtliche 28 m³ Fracht oder 10 Europaletten. Das schafft kein klassischer Transporter. Der Riese darf mit dem einfach zu erlangenden Führerschein Klasse BE gefahren werden, einer Erweiterung der Klasse B um den Anhängerschein. Basis der dreiachsigen Kombination ist ein TGE-Fünftonner, abgelastet auf 3,5 t mit angetriebener Hinterachse, Zwillingsbereifung und Sattelkupplung. Aufgesattelt wird das einachsige Trailerchassis. Die Kombination ist starr, fährt sich also wie ein Solofahrzeug. Achtung: Da es sich um eine Zugkombination handelt, fällt der Riese unter das Wochenend-Fahrverbot.


Geradezu unerschöpflich sind hochspezialisierte Auf- und Ausbauten im Zweirechnungs-Geschäft auf Basis TGE. Ausgefallene Beispiele machen neugierig. Aufbauer Schutz ist in erster Linie für Kipper in mannigfacher Ausführung bekannt. Das Fabrikat kann aber auch ganz anders. Wie wäre es mit einem Leichtbaukoffer auf einem Tiefrahmen-Fahrgestell, lieferbar für zahlreiche Einsätze und Gewerke? Ob Frischdienst, Pflanzentransporter oder hier als Möbelkoffer – die Varianten sind vielfältig. Das werksseitige Fahrgestell des Fronttrieblers liegt 190 mm unter dem Standardmaß des üblichen Rahmens, da genügt häufig eine Rampe anstelle der gewichtigen Ladebordwand, hier ist sie innen an der linken Flügeltür befestigt. Hinzu kommt eine breite Trittstufe. Die Breitspur-Hinterachse dient nicht nur dem Fahrverhalten, sie minimiert ebenfalls störende Radkästen im Laderaum. Eine Luftfederung lässt den großen Transporter sanft und ladungsschonend über Straßen gleiten. Der Aufbau fasst knapp 22 m³ und trägt dank Leichtbauwänden mit Schaumkern 0,9 t.


Eher schmallippig sind die Informanten angesichts eines TGE als Geldtransporter von Apprich Secur. Handwerksbetriebe werden ihn für ihre Kasse kaum benötigen, doch starre Seitenfenster und Luken im Laderaum machen neugierig. MAN lässt sich allein die Nutzlast von rund 500 kg entlocken. Das entspricht exakt 66.666 1-Euro-Münzen oder 50 Mio. Euro in Hunderterscheinen. Mehr als genug für eine ganze Sammlung TGE aller Art.

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