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Hallo Partner

Test: Peugeot e-Partner. Bei den E-Lieferwagen ist zurzeit wenig los. In diese Lücke summt der e-Partner, temperamentvoll und mit angemessener Reichweite.


Peugeot e-Partner E-Transporter
Der Stromer von Peugeot dreht hohen Spritpreisen mit Vergnügen eine Nase.

Rundum an den Ladesäulen schlürfen überwiegend edle E-SUV und E-Limousinen Energie. Mittendrin hat der vergleichsweise schlichte Peugeot e-Partner angelegt. Unter seinesgleichen durchaus nett anzusehen, hier und heute aber ganz offensichtlich ein Fremdkörper. Während die Luxuskaleschen gierig Strom in sich hineinsaugen, lässt es der Peugeot etwas betulicher angehen, nuckelt eher friedlich an der Schnellladesäule. Nominell lädt er flott mit bis zu 100 kW, doch jetzt startet er mit nur gut 80 kW, lässt sich fürs letzte Drittel und vor allem Viertel recht viel Zeit. Also irgendwo um 80 Prozent herum nichts wie weg mit dem schweren Kabel mitsamt Stutzen, sofern nicht maximale Reichweite erforderlich ist. Geladen wird hinten links, das passt mal mehr und mal weniger, ist auf jeden Fall garagenfreundlich auf der Fahrerseite. 50 kWh brutto schluckt der rund 340 Kilo schweren Batteriesatz im Untergrund. Tatsächlich nutzbar davon sind netto etwa 45 kWh, schließlich soll der teure Akku lange halten.


Aber Hut ab für das E-Programm: kurzer Kastenwagen in zwei Ausstattungsvarianten, dazu der lange Kastenwagen als „Premium“ – passt. Hier fährt der lange Kastenwagen vor. Und er dreht angesichts horrender Spritpreise dem gewohnten Diesel bei jedem Ladestopp eine Nase.


Peugeot e-Partner E-Transporter Innenraum
Das Cockpit ist großzügig, die Ausstattung ebenfalls, jedoch ist alles etwas düster gehalten, Materialqualität vom Typ robust.

Zwischendrin kommt Freude auf: Temperamentvoll prescht der e-Partner auf Tempo 100, kennt auch darüber kein Halten bis zur abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 135 Sachen. Die Zwischenbeschleunigung ist ebenfalls exzellent. Die Fahrstufe „D“ reicht für nahezu alle Lebenslagen aus. Denn, man weiß es und spürt es immer wieder gerne, das volle Drehmoment steht aus dem Stand zur Verfügung. Im Fahrmodus Power fährt sich der Peugeot noch agiler. Doch im Alltag muss das nicht sein, auch kann sich der Fahrer die Zusatzleistung bei Bedarf stets über die Kickdown-Stellung des Fahrpedals holen. Dann gibt es noch den Eco-Modus mit verringerter Leistung und weniger Klimakomfort das passt als Notmaßnahme, falls dem Peugeot die Reichweitenkilometer ausgehen.


Das kann je nach Einsatz durchaus passieren. 20,3 kWh verbraucht er nach Norm – wer aber setzt einen Lieferwagen stets streng nach Vorgaben ein? Leer schluckte der Testwagen 15 bis 20 kWh. Voll ausgeladen auf der anspruchsvollen Teststrecke in der Stadt unter 20 kWh, auf Landstraßen um die 20 kWh, auf der Autobahn bei ruhiger Fahrt 25 kWh, in vollem Galopp 32 kWh. Macht im Schnitt 23,1 kWh. Gefahren bei teils sehr ungemütlichen Bedingungen mit Regen von oben und reichlich Spritzwasser von unten sowie einem aufs Minimale beschränkten Heizungsbetrieb. Das ergibt, eine gewisse Restreichweite vorausgesetzt, bei gelassenem Betrieb, rund 200 Kilometer von Ladestation zu Ladestation.


Peugeot e-Partner E-Transporter Frachtvolumen
Mit wenigen Handgriffen geht der Laderaum in die Verlängerung.

Dazwischen muss der Peugeot zeigen, was er laden kann. Das Frachtvolumen hinter der blechernen Trennwand gibt Peugeot etwas optimistisch mit 3,9 Kubikmetern an. In der Realität ist’s weniger, zum Beispiel ist mehr als die Breite von 1,23 Metern zwischen den Radkästen kaum nutzbar und die blecherne Trennwand weit nach hinten ausgebuchtet. Immerhin: Wenn der Staplerfahrer gut zielt und lange Zinken nutzt, passen zwei Paletten quer hinein. Auf Dauer wird’s bei diesem Kunststück indes kaum ohne Schrammen am kaum breiteren Heckportal oder den Radkästen ablaufen. Trotz des langen Radstands bleibt es seitlich bei schlanken Schiebetüren, das schränkt den Zugang ein wenig ein. Und wie wär’s mit einer LED-Beleuchtung des Fonds?


Vorsicht ist auch bei der Zuladung ist geboten, 620 Kilo einschließlich Fahrer sind nicht eben üppig – die dicken Batterien, klar. Immerhin warnt eine Anzeige vor überladener Hinterachse. Und wer nicht laden kann, darf ziehen: 750 Kilo Anhängelast sind erlaubt.


Das vergrößert die Flexibilität, die der e-Partner auch bei seinem Frachtabteil zeigt: Durchlade öffnen, Beifahrersitz mit einem Griff einebnen, schon ist Platz für üppige Rohre, Teppichrollen oder was auch immer mit gut drei Meter Länge. Größere Gebinde wie den Riesen-Pflanztrog vom Baumarkt schluckt der Peugeot vorne rechts nach Hochklappen der Beifahrer-Sitzfläche. Drumherum sind so viele offene und versteckte Ablagen zu entdecken, dass er sich ideal als unauffälliges Auto für Schmuggler anbietet. Oder es tauchen beim Aufräumen zum späteren Weiterverkauf längst verloren geglaubte Dinge auf. Nur die Tasche mit dem Ladekabel – sofern benötigt – kommt nicht sinnvoll unter. Aber zwei Personen können sich recken und strecken; die verwendeten etwas düsteren Materialien sind, nun ja, nennen wir es freundlich: robust.


Ein Kontrastprogramm dazu liefert das konfigurierbare Display mit einem halben Dutzend Anzeigen, von der eher klassischen Ausführung mit angedeuteten Rundinstrumenten über die großzügig integrierte Navigationskarte bis zur dezenten Nachtausführung. Immer digital ist die Anzeige der Geschwindigkeit. Das reinste fahrende Kino, in dieser Klasse verblüffend. Typisch Peugeot: Die Instrumente sind hoch angesiedelt, das kleine Lenkrad niedrig – passt hier prima. Ein weiterer Hingucker im wahren Wortsinn ist der Monitor anstelle des Innenspiegels. Eine Heckkamera vermittelt einen Blick auf den rückwärtigen Verkehr auch bei Vorwärtsfahrt, dann wäre da die Rückfahrkamera und eine Anzeige als Ergänzung des rechten Außenspiegels. Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Lästig ist die notwendige Aktivierung nach jedem Start, bei Nässefahrten verschwimmt das Bild durch dicke Tropfen auf der Linse zur Unsichtbarkeit, auch unterscheidet sich der Sichtwinkel und damit die Entfernungseinschätzung stark von den Außenspiegeln. Stichwort Spiegel rechts: Dessen ergänzendes Kamerabild ist stark verzerrt und muss per Tastendruck zugeschaltet werden. Da zieht sich Peugeot die Hose mit der Kneifzange an: Wie wär’s mit einem anständigen Spiegel mit Weitwinkelfeld?


Peugeot e-Partner E-Transporter Kamera Rückspiegel
Eine von drei Möglichkeiten: Monitor statt Innenspiegel, hier eingestellt für Rückwärtsfahrt.

Höchst anständig fällt dagegen das Fahrverhalten des e-Partner aus. Dank des tief angeordneten Batteriepakets und seines langen Radstands liegt er mit niedrigem Schwerpunkt satt auf der Straße. Selbst beladen sackt das Heck kaum ein. Leer kommen allenfalls kurze Stöße à la Frostaufbruch störend durch. Alles andere filtert er gelassen weg, beladen sowieso. Dank des langen Radstands ist der Geradeauslauf auch bei höherem Tempo prima und der schnelle Spurwechsel auch beladen sicher. Kritik verdienen sich die präzise aber gefühllose Lenkung und die bei manchen Manövern etwas ruckartig reagierende Bremse. Dann weiß sie vermutlich nicht, ob die Rekuperation ausrecht oder die vier Scheibenbremsen eingreifen sollen.


Und so rollt der Peugeot e-Partner wieder zur Ladestation. Reiht sich ein in die Phalanx der edlen E-SUV und E-Limousinen. Und gönnt sich wieder eine ordentliche Portion Strom. Ist dabei vielleicht nicht der Schnellste an der Station. Aber mit Abstand der Nützlichste und auch Günstigste.



Messwerte


Beschleunigung:

0 – 50 km/h 4,4 s

0 – 80 km/h 7,8 s

0 – 100 km/h 11,3 s


Elastizität:

60 – 80 km/h 3,2 s

60 – 100 km/h 6,6 s

80 – 120 km/h 8,9 s


Höchstgeschwindigkeit:

135 km/h


Kraftstoffverbrauch:

Normverbrauch nach WLTP kombiniert: 20,3 kWh/100 km

CO2-Emissionen kombiniert:

Teststrecke beladen 23,1 kWh/100 km

Testverbrauch min./max. 17,8-32,0 kWh/100 km


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