Als Eventprofi gilt es, den Kunden stets auch ein wenig Show zu bieten.
Es regnet seit Stunden, die Anfahrt zum Offroad-Gelände der Familie Karlberger in Stotzing ist von tiefen Lacken und jeder Menge Schlamm geprägt. Viel fehlt nicht, um den allradgetriebenen Sprinter trotz All-Terrain-Reifen schon am Hinweg zur Kapitulation zu zwingen. Es herrscht Unimog-Wetter, und weil die Steigerung von Unimog mehr Unimog ist, haben wir gleich zwei Topmodelle dabei. Den Geräteträger mit modifiziertem Getriebe, bei dem die Kupplung ersatzlos entfällt, und die hochgeländegängige Variante eines Pappas-Kunden, der Firma AK Logistik, die für mehr Wohnlichkeit einen Shelter der deutschen Bundeswehr auf der Ladefläche montiert hat. Platz für zwei gibt es somit nicht nur in der Einzelkabine, sondern auch hinten drauf ‒ auch wenn der Innenausbau (der in der hauseigenen Messebau Tischlerei entsteht) noch ein paar winterliche Wochen benötigt, um voll funktionsfähig zu werden. Ein großer Wassertank soll auch noch folgen, und natürlich Solarpaneele, um am Ende auch mehrere Wochen am Stück autark reisen zu können. Damit das auch abseits aller Straßen funktioniert, hat Firmenchef Alexander Knabl schon vor vielen Jahren damit begonnen, alles, was Räder hat, im Gelände zu bewegen. Bis ans technische Limit und manchmal auch darüber hinaus. Aktuell lässt sich das nur dank langer Optik auf der Gott sei Dank recht wetterfesten Kamera verfolgen. Als wäre es griffiger Asphalt, erstürmen die beiden Unimog-Piloten die allesamt recht extrem anmutenden Steilhänge. Nur dann und wann rutscht der Kleine auch mal wieder einfach retour. Das liegt in erster Linie daran, dass er nicht über eine vollautomatische Reifendruckkontrolle verfügt und so mit viel zu harten Pneus durch den Schlamm tänzelt. Der große Schwarze hat sich für 1,5 bar rundum entschieden, was in etwa dem Traktionsvorteil von Geländeketten entspricht. Kombiniert mit jeder Menge Kraft, Sperren in beiden Achsen und einem geradezu lächerlichen Aufbaugewicht, reißt er physikalische Grenzen im Vorbeigehen ein und stoppt erst dort, wo die Rolle rückwärts oder eine Kaltverformung des Tanks drohen. Alles Dinge, die nur die eingangs erwähnte lange Kameraoptik festzuhalten vermag: Zu Fuß ist dort, wo die Unimogs fahren, bei dieser Nässe ein Fortkommen unmöglich.
Am Ende eines langen gatschigen Vormittags holt uns dann doch noch fast die in Unimog Kreisen wohlbekannte Horascekse-Theorie, die besagt, dass immer etwas brechen muss, ein. Diesmal jedoch geht es gut, und Franz der Ältere zirkelt den kurzen Unimog durch ein Steinlabyrinth, vor dem der Große kapitulieren muss. Zumindest heute.
Mit schlammverschmierten Autos vor der Tür und ebensolchen Gummistiefeln an den Beinen (ja auch der Weg zwischen Auto und Wirt stand diesmal unter Wasser) ist das Mittagessen die perfekte Gelegenheit, um das Erlebte zu besprechen. Die Begeisterung der beiden Unimog-Piloten ist groß, ich bin einfach froh, den Weg heraus auch ohne deren Hilfe gemeistert zu haben. Für Alexander Knabl heißt es jetzt, den großen Schwarzen wieder auf Hochglanz zu bringen, stehen doch bereits in den nächsten Tagen wieder Transporte an. Dann darf der Unimog erneut glänzende Motorräder der Marke Harley Davidson und anderer Hersteller quer durch Europa transportieren, vom großen Markentreffen zur Händlerveranstaltung ‒ und wenn es nach Alexander geht, auch schon bald nach Marokko in die Wüste, hat er doch mit dem Unimog jetzt erstmals ein Zugfahrzeug, mit dem er seinen Kunden auch abseits aller Straßen eine Rückholgarantie geben kann.
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