Aus dem Baukasten
- Blickpunkt TRANSPORTER
- 19. März
- 3 Min. Lesezeit
Kia PV5 heißt die aufregendste Transporterneuheit.

Auf einer Grundplatte aus vielen bunten Klötzchen immer wieder neue Dinge zusammensetzen – schon Kinder lernen schnell die Vorzüge eines Baukastensystems kennen. Insofern sind Fahrzeugentwickler – Verzeihung – große Kinder. Die koreanische Marke Kia treibt das Thema bei ihrer rundum neuen Transportergeneration auf die Spitze. Kia und Transporter, war da mal was? Kenner erinnern sich vielleicht noch dunkel an den Kia Pregio, den längst der Staub der Geschichte deckt. Was sich nun als Vorteil herausstellt, denn wer keinen gewichtigen Rucksack voller Traditionen und Werke mit sich schleppt, der kann deutlich leichter völlig neu ansetzen. Entsprechend läutet der neue Kia PV5 durchaus eine Revolution ein. Verbrennermotoren gibt es nicht. Der Koreaner ist konsequent auf Elektromobilität ausgelegt und somit schon heute ein Transporter von morgen.
Unter dem PV5 steckt eine Plattform mit der komplexen Bezeichnung E-GMP.S. Ausgeschrieben entfaltet sich daraus ein Bandwurm namens „Electric-Global Modular Platform for Service“. Dazu gehört von vorne nach hinten zunächst ein Elektromotor mit einer Leistung von 120 kW und einem Drehmoment von 250 Nm. Es folgt ein Batteriepaket in kompakter Cell-to-Pack-Technik, das bedeutet Verzicht auf herkömmliche Batteriemodule neben Kompaktheit zu hoher Effizienz führen. Zur Wahl stehen 51,5 kWh oder 71,2 kWh Kapazität eines NMC-Akkus (Nickel-Mangan-Kobalt). Für den Kastenwagen PV5 Cargo kommt ergänzend ein LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit 43,3 kWh zum Einsatz. Im Bestfall soll der PV5 eine Reichweite von rund 400 Kilometern schaffen. Den Abschluss der Plattform bildet eine schraubengefederte Verbundlenker-Hinterachse.
Die Verpackung des Kia ist markentypisch: Ins Auge fallen stabförmige Tagfahrleuchten und ein Mix aus Kanten und Rundungen. Hinzu kommen Details für den rustikalen gewerblichen Einsatz: ein reparaturfreundlicher dreiteiliger Stoßfänger vorn, kräftige Türgriffe für Anpacker, gut geschützte Radläufe und Schwellerleisten. Die Kia-Entwickler haben offensichtlich die Narben und Schrunden auf den Transporter-Parkplätzen beobachtet. Der PV5 wird mit einem Radstand von exakt 2995 Millimetern in zwei Längen von 4,5 und 4,7 Metern vorfahren, die gestreckte Ausführung auch mit Hochdach. Dann wächst der Transporter außen von 1,9 auf 2,2 Meter Höhe, innen auf 1,8 Meter und das Volumen des Laderaums auf 5,1 Kubikmeter. Mit einer Breite von 1,9 Metern ist der Transporter drahtig gebaut.
Trotz der Batterie im Kellergeschoss überrascht der Kia PV5 mit einem extrem niedrigen Ladeboden von nur 419 Millimeter Höhe, prima zum Beladen, einfach zum Betreten. Nachteil des Flachmanns: Hinten passt eine Europalette angesichts lediglich rund 900 Millimeter Abstand zwischen den Radkästen und Fahrwerkskomponenten nur längs hindurch. Ist Querbeladung gewünscht, wird Kia daher einen Zwischenboden 600 Millimeter über Fahrbahnhöhe anbieten, dann passt‘s. Auffällig sind ebenfalls die einfachen Aufsteller-Spieße der Heckflügeltüren, das geht eleganter. Zu den Feinheiten gehört dagegen eine Steckdose im Laderaum zum Anstöpseln von Elektrogeräten. Der PV5 Cargo schultert, abhängig vom Batterieformat, voraussichtlich bis zu 770 Kilogramm Nutzlast und erreicht eine zulässige Gesamtmasse von etwa 2,7 Tonnen. Exakte Daten fehlen noch, die Homologation läuft. Die zulässige Anhängelast beziffert Kia zurzeit mit lediglich 750 Kilo.
Weiter vorn bietet das Cockpit des PV5 reichlich Platz, Vorteil des platzsparenden Elektroantriebs. Die Sitzverstellung reicht selbst für Langbeiner aus. Der Fahrer blickt auf eine sehr kompakte Instrumentierung, in der Mitte macht sich ein Touchscreen im Format 12,9 Zoll breit. Das Infotainmentsystem basiert auf Google Android Auto. Die Einrichtung wirkt auf den ersten Blick aufgeräumt, die Materialqualität angemessen. Die niedrige Sitzposition erinnert eher an einen Van denn an einen Transporter, auch die Gürtellinie liegt tief.
Zum Programm gehört neben dem Kastenwagen und dem Bus namens Passenger auch der PV5 Crew. Er zeichnet sich durch eine falt- und verschiebbare Sitzbank in der zweiten Reihe aus – ein Transporter für Mannschaft und Material.
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