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Der graue Star

Aktualisiert: 25. Nov. 2019


Renault Master Transporter

Der Renault Master trumpft mit einem kraftvollen Motor und einem bedienungsfreundlichen Cockpit auf. Und hat das Zeug zum Star. Nach der Fahrt über die Waage sah es zunächst aus, als ob der Master mit knapp 1,3 Tonnen Nutzlast für Fahrer und Fracht keine Bäume ausreißt. Doch Obacht, er fährt mit gewichtigen Extras vor, mit Reserverad, mit komplett verkleidetem Laderaum, mit Klimaanlage und Doppelsitzbank. Und im Kellergeschoss schwappen 105 Liter Diesel und 28 Liter Adblue – der Franzose entpuppt sich als Tankwagen mit Laderaum.

Der Blick ins Frachtabteil zeigt Licht und Schatten. Der Schiebetür fehlt geöffnet eine sichere Verriegelung. Und eine Trittstufe, denn die Höhe des Bodens von gut 50 Zentimetern strapaziert die Hosennaht. Drinnen verteilen sich diverse Zurrösen, aber etwas ungleichmäßig. Über dem Cockpit dehnt sich ein flaches Zusatzfach. LED-Lampen leuchten die rollende Halle stromsparend aus. Angesichts der Werksangabe von 10,8 Kubikmetern für das Volumen folgt der Griff zum Taschenrechner: Die maximale Länge, Breite und Höhe ergeben zusammen 10,3 Kubik. Und die Radkästen, die Ausbuchtung der Trennwand, der Einzug der Seitenwände? Renault scheint optimistisch wie Monsieur le Président Emmanuel Macron vor dem nächsten Europa-Gipfeltreffen.

Nachteil des vergleichsweise leichten Aufbaus ist eine etwas flatterhafte Karoserie. Das wird beim Zuschlagen der Schiebetür ebenso deutlich wie beim Schließen der Fahrerhaustüren. Sie geben den Weg frei in ein neu ausstaffiertes Cockpit. Es ist zwar etwas düster gehalten, doch Master-Fahrer müssen nicht schwarzsehen, im Gegenteil: Sie können sich recken und strecken, finden nun eine aufgeräumte Armaturentafel vor, fein gezeichnete Instrumente und übersichtliche Bedienungselemente, mal abgesehen von der matt glimmenden Kontrollleuchte der Klimaanlage.

Ins Auge fallen zahlreiche offene Fächer für Kleinkram. Wer ihm auf der Autobahn die Sporen gibt, muss mit etwa 15 Liter/100 km kalkulieren, bei beeindruckenden Schnitten um 130 km/h auf halbwegs freier Strecke. Mit gelassener Fahrweise unter hiesigen Bedingungen sind’s dann die in dieser Liga gewohnten zehn Liter. Überraschend sparsam schlägt sich der bärenstarke Renault ausgerechnet auf Überlandstrecken und sogar in der Stadt. In beiden Fällen profitiert er bei kundiger Fahrweise vom niedrigen Drehzahlniveau in hohen Gängen, auch von der flinken Start-Stopp-Anlage. Macht unter dem Strich 10,2 Liter, voll beladen, versteht sich. Das ist gut, angesichts der üppigen Fahrleistungen sogar sehr gut. Seinen Beinamen „Energy“ trägt der Master also nicht zu Unrecht. Als Retter für Notfälle bietet der Master seit seiner Renovierung eine überschaubare Menge Assistenzsysteme. Etwas spät, aber zuverlässig reagiert der Totwinkelwarner. Die klassische Rückfahrkamera ergänzt Renault durch eine zweite Kameraeinstellung für Vorwärtsfahrt, sie ersetzt den Innenspiegel. Der Blick auf den rückwärtigen Verkehr ist indes nicht ungetrübt, denn das Bild des zusätzlichen Monitors ist mäßig und das Weitwinkelobjektiv verzerrt die Abstände. Ein Blick auf die teils sehr günstigen Preise der Extras lohnt sich, auch auf Pakete. Das gilt generell für den Blick auf den umfangreich renovierten Renault Master. Mit seinem neuen Cockpit und den überarbeiteten Motoren ist er attraktiver denn je.


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