"Wir lieben 4x4“, stellt Igor Verbrugghe fest. Die Aussage des Marketing- und Vertriebsleiters von Dangel ist nicht verwunderlich, denn das französische Unternehmen lebt seit vier Jahrzehnten vom Umbau von Transportern und Lieferwagen in Allradfahrzeuge. Traditionell verbunden mit der PSA-Gruppe heißt der Absatzmarkt Nummer eins für das europaweit agierende Unternehmen Österreich: Im vergangenen Jahr fuhr jeder Vierte der etwa 3700 Allradlern den Weg zu uns, knapp gefolgt von Norwegen und Frankreich. Einen weiteren passenden Kompagnon hatte sich Dangel vor einigen Jahren in Opel ausgeguckt. Glück muss man haben, denn inzwischen ist Opel bei PSA untergeschlüpft. Und wer baut sämtliche PSA-Nutzfahrzeuge auf Allrad um? Dangel, seit kurzem in Besitz eines früheren PSA-Managers.
Prompt pflügt jetzt ein Peugeot Partner durch ein Waldstück der Vogesen, der genauso gut ein Citroen Berlingo, Opel Combo und künftig ein Toyota Proace City sein könnte. Wo er mit Vorderradantrieb an einem Steilstück mit feuchtem Geläuf und Bodenwellen nur noch hilflos mit den Hufen scharrt, ackert er sich nach Zuschalten des Vierradantriebs ohne viel Federlesen hinauf. Auch eine matschige Passage hält den Feld-, Wald- und Wiesen-Lieferwagen nicht auf. Er kapituliert erst vor einem umgestürzten Baum. Gegen dieses Hindernis kann auch die er-höhte Bodenfreiheit nichts ausrichten – Ende Gelände. Die Wende bereitet kein Problem, im steilen Gefälle hält die Bergabfahrhilfe das Tempo. Ab über Landstraßen zurück ins werkseigene Versuchsgelände. Der Allradantrieb ist aus-geschaltet, kein Zahnräderheulen, keine Verspannung stört.
Am Ziel wühlt sich der Lieferwagen mühsam und nur mit viel Schwung als 4x2 eine deftige Steigung empor, die er nach Umschalten auf 4x4 gelassen nimmt. Taucht beim schrägen Überqueren einer Bodenwelle tief mit dem Vorderwagen ein, hebt dabei das rechte Hinterrad in die Luft und befreit sich ohne Mühe wie-der aus der misslichen Lage. Und er-frischt sich im Anschluss beim Durchqueren eines Bachlaufs.
Die Souveränität hat indes Grenzen, denn auch als 4x4 verwandelt sich der Lieferwagen nicht in einen kernigen Off-roader. Die Anfahrschwäche des 1,5-Liter-Dieselmotors verlangt nach viel Gas, sonst bricht die Drehzahl ein und die Fuhre steht. Eine Untersetzung gibt es nicht. Aber eben jene Traktion für die Fuhrparks von Energieversorgern, Baufirmen, Post- und Forstbetrieben, Unternehmen der Telekommunikationsbranche oder Hotels und Berghütten, damit deren Mitarbeiter an ihre mitunter unwirtlich gelegenen Arbeitsstationen kommen. Und auch wieder zurück.
Verantwortlich dafür ist mit einer Viskokupplung ein ebenso einfaches wie wirkungsvolles 4x4-Antriebssystem. Entsteht aufgrund von Schlupf an den von Hause aus angetriebenen Vorderrädern eine Drehzahldifferenz zwischen Vorder- und Hinterachse, überträgt eine Lamellenkupplung in einem zähen Ölbad überschüssige Kraft mit variabler Verteilung auf die Hinterräder. Im Normalbetrieb rollt der Lieferwagen kraftstoffsparend und ohne Verspannungen im Triebstrang als 4x2. An einem Drehschalter kann der Fahrer den Zusatzantrieb während der Fahrt aktivieren, er greift dann über eine Klauenkupplung ein. Den Rest regelt die Technik ohne Zutun des Fahrers. Bei Zündung aus verfällt der Antrieb automatisch wieder in den sparsamen 4x2-Modus. Das serienmäßige ESP bleibt den Allradmodellen erhalten, Dangel hat zusammen mit Bosch eigens eine passende Lösung entwickelt.